Nikola Toplev lässt uns Begegnungen mit einem universellen Ausschnitt seiner Wirklichkeit erfahren. Viele Werke der bildenden Kunst, des geschriebenen Wortes oder der Musik beruhen auf der Begegnung des Menschen mit der realen Welt. Wir setzen uns sozusagen mit der Wirkung jener Wirklichkeit auseinander und versuchen ihr entsprechend zu begegnen. Ein aktives Geschehen, welches uns herausfordert, bestätigt, in ein Spannungsfeld drängt, beunruhigt oder beruhigt, ängstigt oder hoffen lässt.
Die Bilder von Nikola Toplev könnten als spezifischer Versuch verstanden werden, aus Wirkung und Gegenwirkung eine Begegnung entstehen zu lassen, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Seine Landschaftsbilder zeugen von einer reflexiven Auseinandersetzung mit Raum und Natur. Die Begegnung von Himmel und Erde als Thema begleiten seine Arbeiten, der Versuch mit leuchtenden, komplexen Farbkompositionen und Strukturen, Licht- und Schatteneffekten eine Symbiose einzugehen, wird scheinbar verhindert durch eine waagrechte Gerade, die Linie des Horizonts. Doch in diesen Bildern des Künstlers wird dieser Horizont (griechisch Gesichtskreis) gleichsam zur Vision der Einheit, die Bedeutung der Einheit von Mensch und Natur an sich, bestimmt durch einen melancholischen, und doch schlussendlich hoffnungsvoll geprägten Unterton.
”Es gehört zum Wesen der Kunst, dass sie Realität zu gesteigertem Ausdruck bringt und einen geheimen Sinn der Natur enthüllt,
den zu finden oder zu erdichten dem Menschen ein uraltes Bedürfnis ist.“
Hermann Hesse, ”Kunst und Künstler“
In seinen ”Baumbildern“ kommt die Vertikale als Spannungsfeld noch hinzu, doch der formale Ausdruck der Neigung der Bäume erzeugt plötzlich Bewegung und Gegenbewegung und somit Begegnung unter ”Gleichgesinnten“, die ihre Verwurzelung in der Erde finden als sogenannter Ankerpunkt um in nicht sichtbaren Höhen zu verschwinden.
Nicht von ungefähr dominieren in den Bildern von Nikola Toplev (vor allem großformatige Leinwandgemälde und kleinere Arbeiten auf Karton), die waagrechten und senkrechten Linien. Sie bilden ein Gefüge, das der Komposition eine gewisse Festigkeit verleiht, eine Basis gibt für das ”Wagnis“ Farbe. Denn Farbe ist dem Maler Toplev wichtig. Er experimentiert in seinen großformatigen Bildern mit Farbauftrag, Untermalung und Schichtenaufbau, reduziert das plakative mit einer Art Patina um Oberflächenstruktur des pastosen Farbauftrags hervorzuheben. Seine Farben müssen leuchten, bestechen, reizen. Die Bilder wachen auf aus ihrer statischen Ruhe, werden zum Leben erweckt. Die Vertikalen in den ”Baumbildern“ und Stilleben können sich plötzlich zu einem Gewoge über die Bildfläche vereinen. Baumstämme und Vasenhälse gucken nach links und rechts und es scheint als würden die Protagonisten der Toplev´schen Bühne zueinander sprechen, ihr eigenes Theaterstück inszenieren.
Die Bilder von Nikola Toplev begegnen und bewegen uns als innere Visionen. Ihnen haftet etwas traumhaftes, melancholisches und doch können sie eine Brücke schlagen zu einem hoffnungsvollen ja fast heiteren Ausblick.
Heidemarie Unterer
Diese Seite verwendet Cookies, um den vollen Funktionalitätsumfang zu garantieren.
Nähere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.